Katzenallergie…
Eines Tages brachte die kleine Judith ein winziges Kätzchen mit nach Hause.
Mama hat Geburtstag.
Judith wollte ihrer Mama das Kätzchen schenken. Es sollte eine Überraschung für Mami werden.
All ihre Schulsachen, Bücher, Hefte und Stifte hatte sie deswegen extra absichtlich in ihrer Schulklasse „vergessen“. Judith wollte, dass Mama das Kätzchen entdeckt, wenn sie, wie immer, Judiths Schultasche öffnete, um nachzusehen, ob Judith in der Pause ihr Schulbrot aufgegessen hatte.
Voller Freude legte Judith das kleine kuschelige Kätzchen auf ihren weichen Schal in die Schultonne. Das kleine Kätzchen musste weich liegen. Es war ein kleines Katzenbaby mit blauen Augen. Judith war sich ihrer Sache ganz sicher.
Das kleine Kätzchen würde ihrer Mami gut gefallen und Mami würde Judith vor lauter Freude in den Arm nehmen und sie… bekäme von Mami mal wieder ein Küsschen.
Es waren schöne Gedanken, die Judith hatte;
Ihre Augen leuchteten.
Vorsichtig setzte Judith Schritt vor Schritt, damit das kleine Kätzchen in der Schultonne auf ihrem Rücken nicht so heftig durchgeschüttelt wurde. Sie stellte sich vor, so vorsichtig zu laufen, dass das Kätzchen geschaukelt würde...
Zuerst schrie das kleine Tierchen kläglich: „miau…, miau…, miau…“, aber dann wurde es ruhig. Ein wenig später, als Judith unterwegs in die Tonne sah, war es doch schon eingeschlafen.
Judith freute sich:
>> Heute würde ein wunderschöner Tag sein <<
>Mamis Geburtstag<
In der Schule hatte sie für Mama auch schon eine wundervolle Papierblume gebastelt:
einen gedrehten Papierstiel,
10 grüne zackig ausgeschnittene
Blätter
und
eine große Blüte
mit sieben roten Blütenblättern,
und sie hatte sogar
einen Stempel in die Mitte der Blüte
geklebt
und
auf die Blätter hatte sie die Blattadern
gemalt,
wie bei einer
richtigen Blume.
Judith war stolz, dass sie selbst so ein herrliches Kunstwerk für Mami geschaffen hatte. Sogar ihre Mitschüler bewunderten Judiths Blume und die Lehrerin notierte in ihrem Notenbüchlein die Note „Sehr gut“.
Und nun wollte Judith ihrer Mami diese wundervolle Blume persönlich auch noch überreichen. Mami würde Augen machen, was sie, Judith, schon groß war… - und was sie für wunderhübsche Sachen basteln konnte.
Irgendwie schien Judith der Weg heute länger als sonst. Aber sie konnte ja nicht so schnell gehen. Sollte das kleine Kätzchen ruhig schlafen.
Judith wollte lieber vorsichtig sein.
Als sie endlich zu Hause ankam, stand die Haustür bereits offen.
Mama rief aus dem Keller nach oben: „Judith? Bist Du es? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“
„Ja, Mami! Ich bin es.“ Sogleich fing Judith an zu singen:
„Happy birthday to you… Happy birthday to you…”
Mama kam die Kellerstufen hoch. Sie lächelte erleichtert und war von dem kleinen Geburtstagsständchen ihrer Tochter überrascht.
Judith hielt Mama strahlend ihre wunderschöne Blume hin.
„Danke, Judith. Das ist lieb von Dir, dass Du an meinen Geburtstag gedacht hast.“ Mama nahm die Blume und drückte sie leicht an sich. „Oh, sie ist ja wunderschön. Die… hast Du gebastelt?“ fragte sie staunend.
Judith freute sich so sehr, dass Mama sich freute. Vor lauter Freude hüpfte sie schon erwartungsvoll von einem Bein auf das andere und wieder umgekehrt. Voll Spannung beobachtete sie, dass Mama endlich ihre Schultasche öffnete.
Mama hob die Tasche hoch und wunderte sich: „Warum ist denn deine Schultasche heute so leicht? Hast Du etwas in der Schule vergessen?“
„Nein… ähhh… - ja… ähhh… - ich weiß nicht…? Judiths Hände wurden feucht vor Aufregung.
Endlich, endlich… - gleich war es soweit. Gleich würde Mama das Kätzchen, das kleine niedliche Kätzchen, entdecken.
Mama öffnete die Tonne…
„Miau…, miau?...“ Das kleine Kätzchen war wach geworden und schaute mit großen
blauen Augen auf Mama.
„Was ist das denn? ein Kätzchen in der Schultonne?
Ach, so ein kleines, armes Ding. Och, das ist ja süß!
Ju…dith? ? ?… wo hast Du denn das Kätzchen her?“
Mamas Augen blickten Judith fragend an.
„Aber Mami,
das Kätzchen ist doch auch für Dich. … zu Deinem Geburtstag!“
Judith wurde plötzlich unsicher.
„Ach Judith… Ein Kätzchen verschenkt man nicht. Nicht zum Geburtstag, nicht zu Ostern, nicht zu Weihnachten. Ein Tier verschenkt man nicht einfach.
Es ist ein Lebewesen, das gepflegt und versorgt werden muss. Das benötigt Zeit und Aufwand. Und außerdem will jedes Tier auch beachtet werden.
Man kann es nicht einfach wie ein Geschenk still hinstellen oder -legen. Es bewegt sich selbständig und hat eigene Bedürfnisse; und vielleicht macht es auch einige Sachen beim Spielen kaputt, die man dann reparieren und sogar neu kaufen muss.
Ob man sich also ein Tier anschafft, das muss man sich deshalb sehr gut überlegen. Denn wenn man sich dazu entschließt, trägt man auch die Verantwortung dafür.
… doch, wenn man sich das nicht richtig überlegt, stellt man später vielleicht fest, dass man das Tier gar nicht halten kann. Und schließlich muss es dann wieder abgegeben werden. Das ist dann meist auch sehr traurig für das Tier.
Denn vielleicht hat es Dich ja lieb gewonnen und will sich gar nicht von Dir trennen lassen.
Hunde laufen tagelang, um wieder zu ihren „Besitzern“ zu gelangen.
Bei Katzen weiß ich das nicht so genau. Jedenfalls hat sich schon mancher gewundert, dass ihre abgegebenen Tiere wieder zurückgefunden hatten.
Ach Judith, ich kann es nicht behalten. Ich habe schon eine Katzenallergie.“
***
Judiths Augen füllten sich langsam mit Tränen. Fragend wiederholte sie
das komische Wort, was Mama gesagt hatte, stockend:
„Katzen- aller- gie?“
„Ja, Katzenallergie!“
Judith schaute sich erschrocken um. Sie hatte keine andere Katze entdeckt.
„Dann schick’ sie weg und behalte bitte das kleine Kätzchen von mir. Bitte, bitte… Mama.“ Nun weinte Judith doch bittere Tränen.
„Wie bitte? - Judith, ich habe Katzenallergie. Die hat der Arzt bei mir festgestellt.
Ich muss immer niesen, wenn eine Katze in meiner Nähe ist. Ich kann also bei mir keine Katze gebrauchen, weil ich sonst krank werden.“
„Aber Du niest ja gar nicht, Mami“ Judith weinte weiter. Sie war so enttäuscht.
Mama hatte Judith nicht vor Freude in den Arm genommen, wie Judith es sich ausgemalt hatte. Traurig sah sie zu ihrer Mutter und fast trotzig sprach sie:
„ Dann bring ich das Kätzchen halt wieder zurück zu seiner Mutter…, die hat keine Katzen- aller gie. - … die hat ihr Kätzchen lieb!“
Judith stampfte mit einem Fuß auf den Boden, was ganz gefährlich aussah.
„Wenn Du es eben nicht haben willst…!“
Das Kätzchen weinte auch in der offenen Schultasche: „Miau…, miau.., miau…!“
Mama beugte sich schweigend, noch einmal fast ungläubig, über das kleine Kätzchen.
Judith hatte Recht. Mama brauchte gar nicht zu niesen.
Zart streichelte Mama deshalb vorsichtig über das Köpfchen des kleinen Tieres und hielt dabei noch mal den Atem an.
Aber auch nach der Berührung musste Mama nicht niesen.
„Mama? … Du brauchst doch nicht zu niesen! Darf das Kätzchen denn nun doch bei uns bleiben?“
Judith hatte ihre Mutter gut beobachtet. Sie wartete auf eine Antwort.
Aber Mama schien in Gedanken zu sein. Sie streichelte das Kätzchen in der Schultonne, bis…
ja, bis es anfing, zu schnurren.
Da hob Mama das Kätzchen aus der Tonne und nahm es in den Arm.
„Meinst Du, wir können das kleine Kätzchen behalten, Judith? fragte sie wohl aus ihren Gedanken heraus.
Judith hatte hoffnungsvoll beobachtet, was Mama auch staunend an sich feststellte, nämlich, dass sie gar nicht niesen musste, obwohl sie doch das Kätzchen mit ihren Händen berührte.
„Ja, Mama!“ Judith schrie es fast. "Ja, Judith, ich muss nicht mehr niesen. Ich glaube, gegen dieses Kätzchen bin ich gar nicht allergisch...? Wir werden es dann behalten!"
Überglücklich legte Judith ihre Arme um Mama, die das kleine Kätzchen noch immer verwundert an sich drückte; und…
Judith bekam von Mama ein Küsschen.
(© 25.01.2008 / Baeredel)
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