Bunte Girlanden
*
Girlanden die so schimmernd bunt,
in den hohen Ästen liegen -
lauernd, hungrig, armesrund,
mit dem Winde leise wiegen.
Vergleichbar mit Bonbonpapier,
vielversprechende Verpackung -
vertreten sie auch diese Gier,
in blitzschneller Überraschung.
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Diese längsgeschlitzten Augen,
Markenzeichen von Reptilien -
die zur Jagd so gar nicht taugen,
sind wie knospende Lilien.
Samtweich und warm ist ihre Haut,
bei der Jagd sind sie auch hitzig -
fragil und doch stabil gebaut,
trocken und keineswegs glitschig.
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Wechselwarme Beutegreifer,
die mit wenig sich begnügen -
Infrarot hilft dem Jagdeifer,
ihre Beute auch zu kriegen.
Ihre Zunge ist gespalten,
um den Duft der Luft zu sieben -
aufrecht kann sie sich auch halten,
mit den Schatten sie sich wiegen.
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Zur Warnung ertönt ein Gezisch,
oder lautes Hornhautrasseln -
die Waffe ist ein Giftgemisch,
um das Leben zu vermasseln.
Hochgradige Gefährlichkeit,
wird zu Recht durch sie vertreten -
eingehüllt in bunte Schönheit,
ein Biß kann in Sekunden töten.
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Und doch retten sie auch Leben,
werden sie von uns gemolken -
können Menschen Nahrung geben,
wie sie liegen bei den Wolken.
Urangst liegt in manchen Blicken,
wegen ihrer Beharrlichkeit,
doch empfinde ich Entzücken,
sie zu sehen im bunten Kleid.
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Andacht überkommt mich immer,
wenn ich diesen Zauber sehe -
sphärenhell ist ihr Geschimmer,
machtvoll ist ihr Wohl und Wehe.
Sie jagt mit Überlebenskraft,
die Heimtücke ist überdies -
nur eines Menschen Eigenschaft,
im verlorenen Paradies.
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(Elisabeth Rosing)